Von 1000 Neugeborenen kommen etwa 8 mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Ungefähr ein Drittel von diesen Kindern haben geringgradige Herzanomalien, die keiner Behandlung bedürfen.
Wichtig zu erwähnen ist die Tatsache, dass diese Anomalien keinesfalls aus einem falschen Verhalten der Eltern resultieren. In den meisten Fällen ist die Ursache der Herzerkrankung unbekannt.
Das Herz entwickelt sich zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche, oft bevor eine Mutter weiß, dass sie schwanger ist. Verantwortlich für die Herzerkrankung sind eine geringe genetische Prädisposition und ein vergleichsweise hohes Vorkommen von verschiedenen Syndromen, wie z. B. das Down- oder Turner-Syndrom.
Ebenso können virale Infekte während der Schwangerschaft (z. B. Röteln) oder auch Rauchen, Alkohol und Drogenkonsum, wie auch ein bestehender Diabetes der Mutter das Risiko eines angeborenen Herzfehlers vergrößern.
Das normale Herz arbeitet wie eine zweigeteilte mechanische Pumpe. Die rechte Herzseite erhält verbrauchtes, sauerstoffarmes Blut aus den großen Hohlvenen des Körpers. Der rechte Vorhof (Atrium) füllt sich und das Blut passiert die Herzklappe (Trikuspidal-Klappe), die den rechten Vorhof von der rechten Herzkammer (Ventrikel) trennt. Bei der Herzkontraktion pumpt nun der rechte Ventrikel das Blut durch die Pulmonalklappe in die Lungenschlagader.
In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und fließt über die Lungenvenen in den linken Herzvorhof zurück. Dort wird die linke Herzklappe (Mitral-Klappe) passiert und das sauerstoffreiche Blut erreicht so die linke Herzkammer. Durch die Kontraktion der Herzkammer gelangt das Blut über die Aortenklappe in die Aorta (Körperschlagader), von der aus der Kopf, der Körper und die Gliedmaßen versorgt werden.
In einem normal funktionierenden Herzen sind die rechte und linke Seite des Herzens durch die Herzscheidewand (Septum) komplett voneinander getrennt, so dass sich sauerstoffarmes und sauerstoffreiches Blut nicht vermischen können. Außerdem funktionieren alle Herzklappen wie Rückschlagventile, so dass das Blut nur in eine Richtung durchfließen kann. Bei bei der Erschlaffung der Ventrikel gewährleisten die Herzklappen einen dichten Verschluß, der einen Rückfluss des Blutes verhindert.
Es ist wichtig, dass Ihr Kind regelmäßig geimpft wird und gegen die wichtigsten Erreger geschützt ist. Dies reduziert eine zusätzliche Belastung des Herzens. Die Impfungen sollten nur zeitlich verzögert werden, falls ihr Kind erkrankt ist und beispielsweise eine Infektion hat. Erst nach vollständiger Genesung sind die Folgeimpfungen anzuraten.
Babys mit angeborenen Herzfehlern entwickeln sich langsamer im Aufsetzen und Gehen, doch die Ausbildung des Gehirns und die geistige Entwicklung verlaufen normal, trotz gelegentlicher Blausuchtanfälle wegen mangelnder Sauerstoffversorgung.
Das Risiko, dass bei einem weiteren Kind ebenfalls eine Herzerkrankung auftritt, liegt bei etwa 1:50. Zur genauen Beratung und frühen Diagnosestellung bei weiteren Schwangerschaften gibt uns der medizinische Fortschritt heute die Möglichkeit bereits eine Herzuntersuchung im Mutterleib vorzunehmen (Fetales Echokardiogramm). Die beste Zeit dafür ist zwischen der 14. und 18. Schwangerschaftswoche.
Wenn sich Ihr Kind in der Klinik vorstellt, wird es von einem Kinderkardiologen (Spezialist für Herzerkrankungen bei Kindern) untersucht. Liegt ein abnormes Herzgeräusch vor, kann er dies durch Abhören mit dem Stethoskop ermitteln und anhand der Klangqualität einordnen.
Außerdem kann er sich mittels der üblichen Vorgehensweise (wobei nicht immer alle Untersuchungen durchgeführt werden müssen) einen genauen Überblick über das Ausmaß der Herzerkrankung verschaffen:
Die oben genannten Untersuchungen sind völlig schmerzlos, bzw. werden im Fall der Herzkatheteruntersuchung in lokaler oder allgemeiner Narkose durchgeführt.
Im Anschluss an die Untersuchungen wird im Allgemeinen zunächst eine konservative Therapie mit Medikamenten wie z. B. Digitalis (bei Herzschwäche), Diuretika (zur Entwässerung), Sedativa (zur Ruhigstellung) Prostaglandinen, oder Sondenernährung, ect., versucht. Erst wenn diese Therapien nicht mehr ausreichen, wird man sich für eine Operation entschließen.
Außerdem gelten für alle ambulanten Besuche nach einer Operation folgende Untersuchungsintervalle:
Dann sind die ambulanten Besuche jährlich, bis sich die Gegebenheiten so weit gebessert haben, dass die Kontrollen eventuell entbehrlich werden.
Weiterhin gilt, dass nach einer palliativen OP (Beseitigung der Symptome, nicht der Ursache) immer auch körperliche Einschränkungen beachtet werden müssen (Sport, anstrengende körperliche Betätigung, Reisen, etc.) Bei Totalkorrekturen (Beseitigung der Ursache) haben die Kinder in der Regel keine körperlichen Einschränkungen zu befürchten.
Es gibt auch die Möglichkeit sich psychische und fachliche Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe zu holen. Auch dafür ist Ihr Arzt Ansprechpartner und kann Ihnen diesbezüglich weiterhelfen.
Einige Kinder mit Herzfehlern können zusätzlich an einer ernsthaften Infektion erkranken, die meistens durch Keime im Mund (beispielsweise durch eine Zahnbehandlung), einer Infektion des Hals- oder Rachenraumes, der Bronchien bzw. der Lunge oder der Ohren verursacht wird. Die Keime gelangen über den Blutweg zum Herzen und lösen dort eine Entzündung der Herzinnenhaut aus, welche zu entzündlichen Veränderungen an den Herzklappen führt.
Treten Allgemeinsymptome wie z. B. Fieber, Bewusstseinstrübung, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Herz- und Gelenkbeschwerden, Atemnot oder Embolien (linsengroße, rote, druckschmerzhafte Knötchen in der Haut) auf, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.
Eine Endokarditis muss unbedingt mit speziellen Antibiotika behandelt werden.
Vorbeugen kann man z. B. durch regelmäßige Zahnpflege und Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt. Außerdem ist eine antibiotische Prophylaxe vor und nach chirurgischen Eingriffen unbedingt notwendig.
Babys und Kinder mit Herzproblemen können mit Medikamenten, Herzkatheter zur Erweiterung von Engstellen oder Operationen behandelt werden. Patienten nach einer Herzoperation werden auf einer Intensivstation gepflegt, wo eine intensive Betreuung gewährleistet ist.
Die Länge des Aufenthaltes ist abhängig vom jeweiligen Eingriff, jedoch kann der Patient in der Regel nach 1 – 3 Tagen wieder auf die Kinderstation verlegt werden.
Falls eine Operation am Herz unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt wurde, wird der Patient bei der Atmung nach der Operation unterstützt. Er ist durch ein Beatmungsrohr mit einer Beatmungsmaschine verbunden, welche dafür sorgt, dass das Blut mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Es ist notwendig, dass das Kind an einen EKG-Monitor angeschlossen ist (zur Aufzeichnung der Druck- und Pulskurven) und über Venenkatheter mit Medikamenten versorgt wird. Außerdem können über diese Katheter regelmäßig Blutproben entnommen, und auch Sonden zur Blutdruckmessung angelegt werden. Zusätzlich helfen spezielle Drainagen, dass das Herz in seiner Arbeit nicht behindert wird. Diese leiten sich bildende Gewebsflüssigkeit, nach außen über Schläuche ab.
Zunächst mag der Anblick erschreckend sein. Ihr Kind wird an vielen Schläuchen, Kathetern und Kabeln hängen. Doch all diese Maßnahmen sind unbedingt erforderlich, um eine bestmögliche, intensive Pflege und Beobachtung des Heilungsprozesses sicherzustellen. Sobald es der Genesungsfortschritt erlaubt, werden die Schläuche entfernt und Ihr Kind wird auf die Kinderstation zurückverlegt.
Ärzte und Krankenschwestern werden Ihnen gerne Auskunft über Besuchszeiten und Fortschritte in der Genesung Ihres Kindes geben. Bitte informieren Sie uns, wenn Sie einen bestimmten Arzt sprechen möchten. Wir sind zwar alle sehr beschäftigt, aber wir werden IMMER die Zeit finden, mit betroffenen Eltern über ihr Kind zu sprechen und Ihre Fragen zu beantworten.